Die Wurzel der Depression – Ursachen und Risikofaktoren
Wie entsteht eigentlich eine Depression? Warum werden manche Menschen depressiv und andere nicht? Warum schafft es nicht jeder, komplett frei von Depressionen zu werden?
Die Antwort dieser Frage finden wir in den unterschiedlichen Ursachen. Diese Ursachen können in 3 Punkte unterteilt werden:
1. innere Belastungsfaktoren
2. äußere Belastungsfaktoren
3. Innere Ressourcen / Innere Stärke
1. innere Belastungsfaktoren
So wie Feuer einen brennbaren Stoff und Eis erst einmal Wasser braucht, um zu entstehen, so entsteht auch eine Depression nicht aus dem Nichts. Jede Depression hat eine oder mehrere grundlegende Ursachen, die den Betroffenen in bestimmten Situationen immer wieder belasten.
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- psychische Traumata (Tod eines geliebten Menschen, Krankheiten, Katastrophen, Misshandlung, …)
- angeborene oder erworbene Hirnstoffwechselstörungen (veränderter Haushalt von Neurotransmittern im Gehirn, Noradrenalin- und Serotoninmangel)
- genetische Veranlagung
- körperliche Krankheiten (besonders Krankheiten, welche die Lebensqualität beeinträchtigen können eine große seelische Belastung für Betroffene darstellen)
- Perfektionismus (was nicht selten zu seelischer Überforderung führt)
- pessimistische Lebenseinstellung
- geringes Selbstwertgefühl
- Süchte
Diese Ursachen müssen jedoch nicht zwangsläufig zu einer Depression führen, solange die inneren Ressourcen und/oder die äußeren Umstände des Betroffenen stabil sind.
2. äußere Belastungsfaktoren
Meistens manifestiert sich eine Depression letztendlich aufgrund einer zusätzlichen äußeren Belastung. Manchmal geht die Depression auch wieder vorbei, wenn sich diese Belastung wegfällt (z.B. bei saisonaler Depression), leider geht oft durch die Depression aber auch die Kraft verloren, etwas an der Situation zu ändern (z.B. bei Arbeitslosigkeit, Krankheiten werden chronisch, etc.). Das ist meist der Punkt, an dem die Betroffenen erstmalig bemerken, dass sie an einer Depression leiden und letztendlich den Weg zum Arzt oder Psychologen suchen.
Das überwinden der stressverursachenden Situation stellt in den meisten Fällen schon den entscheidenden ersten Schritt dar.
Weitere äußere Belastungsfaktoren sind:
- Unfälle, Tod eines nahestehenden Menschen
- starke Wetterumschwünge, Jahreszeiteneinflüsse (oft in den kühlen und dunklen Herbst- und Wintermonaten)
- Stress, Lebenskrisen, Umbruchszeiten
- ein negativ eingestelltes oder verurteilendes persönliches Umfeld
- ungesunde Ernährung (siehe „Methoden zum Überwinden von Depressionen„)
- Drogenkonsum
- medikamentöse Nebenwirkungen
- Sonnenlichtmangel (im Winter oder durch Isolation in der Wohnung)
- Geburt (Wochenbettdepression)
3. innere Ressourcen (innere Stärke)
Dieser Punkt macht den entscheidenden Unterschied. Da die meisten Menschen mindestens einen der inneren Belastungsfaktoren besitzen, aber trotzdem weltweit „nur“ 350 Millionen (von 7,6 Milliarden) Menschen an einer Depression leiden, muss es einen weiteren entscheidenden Faktor bei der Krankheitsentstehung geben. Genauer gesagt 5 Faktoren. Diese Faktoren bestimmen maßgeblich, wie widerstandsfähig (Resilienz) ein Mensch gegen äußere Belastungsfaktoren und psychische Krankheiten ist.
Eines vorweg: Das Gute an dieser Liste ist, dass all diese Faktoren veränderbar sind! Es sind Fähigkeiten, die trainiert werden können.
1Selbstbewusstsein:
Viele Krankheiten entstehen über Jahre hinweg und das Ende vieler Beziehungen zeichnet sich meist schon lange vorher ab. Auch der eigene Körper sendet regelmäßige Signale. Aber wer nicht erkennt, dass er in die falsche Richtung fährt, kann den Kurs nicht ändern.
Sich seiner selbst-bewusst-sein ist ein wichtiger Schritt zur Heilung von Depressionen und auch eine gute Grundlage für ein glückliches Leben. Wenn der ehrliche Zugang zur eigenen Gefühlswelt, Gedankenwelt und Selbstwahrnehmung nicht vorhanden ist, steht die Tür weit offen für schädliche Denk- und Verhaltensmuster.
2Selbstvertrauen
Wir Menschen wollen spüren, dass wir Einfluss haben. Selbstvertrauen entsteht, wenn wir Beweise dafür erschaffen und uns bewusst machen, dass wir uns selbst vertrauen können. Eine Häufige Ursache von Depressionen ist es, wenn Betroffene weniger Aufgaben übernehmen, sich stetig überfordern oder sich sozial zurückziehen.
Denn dann fehlen dem Unterbewusstsein die Beweise dafür, dass wir etwas verändern können. Dass wir in der Lage sind, einen Unterschied im Leben zu bewirken.
Das Vertrauen in uns selbst entsteht, wenn unsere Wünsche und Bedürfnisse im Einklang mit unserem Handeln stehen. Wenn uns dieses Selbstvertrauen fehlt, dann fehlt uns auch der Mut, Risiken einzugehen oder überhaupt etwas zu tun: „es könnte ja schiefgehen und ein neuer Beweis dafür sein, dass ich zu nichts zu gebrauchen bin“.
3Selbstwertgefühl
Das Selbstwertgefühl ist der Wert, den wir uns selbst als Menschen zuschreiben. Es setzt sich aus den Antworten auf die Fraen nach unserem eigenen Wert zusammen:
„Bin ich ein guter Mensch?“
„Bin ich es wert, geliebt zu werden?“
„Habe ich es verdient, glücklich zu sein und Erfolg zu haben?“
Eine der absoluten Grundlagen von Depressionen ist die Annahme von Betroffenen, dass sie „nicht in Ordnung“ sind. Sie glauben, sie müssten, besser, intelligenter, stärker, durchsetzungsfähiger, mutiger, attraktiver, netter, etc. sein.
Diese Annahmen bergen das Gefühl von Unzulänglichkeit.
Gleichzeitig ist das eigene Selbstwertgefühl auch die Basis für unsere unbewussten Entscheidungen im Leben. Wer sich selbst nicht für gut und liebenswert hält, wird eher Entscheidungen treffen, die ihm genau diesen Glauben bestätigen, während Menschen, die sich selbst lieben, Entscheidungen treffen werden, die ihnen bestätigen, was für tolle, liebenswerte Menschen sie sind.
4Lebenseinstellung
Es gleicht schon fast einem Kampf der Identitäten: Optimisten gegen Pessimisten. Wer sich einmal Seite zugeordnet hat, wird unbewusst alles tun, um dieses Selbstbild zu erhalten.
Wenn wir etwas glauben, dann wird unser Unterbewusstsein alles in seiner Macht stehende tun, um diesen Glauben zu bestätigen. Es wird Beweise dafür suchen und alle Gegenbeweise systematisch ausblenden.
Wer glaubt, dass die Welt ein böser Ort voller mieser Menschen ist und das Leben die Guten bestraft, wird genau dafür immer neue Beweise finden. Währenddessen ist für Menschen, welche das Leben als lebenswert und grundsätzlich gut ansehen, das Gegenteil der Fall. Sie finden überall Beweise dafür, dass ihr Leben der Himmel auf Erden und die Menschheit voller Hoffnung ist.
Das ist keine Frage von richtig oder falsch, sondern mehr eine Justierungsfrage des inneren Kompass.
Wer eine eher pessimistische Lebenseinstellung hat, wird weniger an sich glauben und auf Krisenzeiten auch passiver oder zerstörerischer reagieren, als jemand, der daran glaubt, dass das Leben am Ende immer wieder gut wird. Wer eine optimistische Lebenseinstellung hat, findet im Alltag immer wieder Gelegenheiten, sein Leben zu genießen, während sich Pessimisten eher unfrei und fremdbestimmt fühlen.
5 Lebenssinn
Weißt du, wo du hin willst? Beispielsweise hat Jeder heutzutage ein Navigationsgerät im Auto. Doch dieses Gerät hat einen entscheidenden Nachteil: Du musst erstmal wissen, wo du hin willst! Du musst ihm das Ziel vorher mitteilen, sonst nützt er dir überhaupt nichts. So funktioniert auch das Leben.
Auf der Straße des Lebens gibt es unendlich viele Möglichkeiten zum Abbiegen. Wenn du weißt, wo du hin möchtest, ersparst du dir viele Fehltritte und Enttäuschungen. Und du läufst nicht Gefahr, immer im Kreis zu fahren…
Wenn du weißt, wo du hinwillst, dann werden Tiefs, Krisenzeiten und Herausforderungen mehr zu „Hürden“ als zu „Endstationen“. Wenn du weißt, wofür du kämpfen sollst, dann wirst du auch eher gewillt sein, zu kämpfen, anstatt dich machtlos zu isolieren oder aufzugeben.
Es ist auch gar nicht immer wichtig, ein konkretes Ziel zu haben. Es reicht auch schon, zu wissen, in welche Richtung es gehen soll. Welchen Beitrag zu anderen leisten möchtest, was deine Prioritäten sind, wie du andere Menschen behandeln willst… wenn du deinen inneren Werten treu bleibst, zeigt sich dir der richtige Weg meist von ganz alleine.
Anmerkung:
Wie du sicher schon bemerkt hast, geht es auf dieser Seite nicht um die organischen Veränderungen bei einer Depression. Ursachen finden sich natürlich auch auf organische Ebene, aber dieser Artikel soll lediglich zum Verständnis der Depression dienen. Deshalb habe ich mich hier auf die Faktoren konzentriert, auf die wir selbst Einfluss haben.
Wenn du wissen willst, wie du diesen Faktoren wirksam begegnest und wie du deine Innere Stärke aufbaust, dann kannst du dir hier mein kostenloses Hörbuch anhören: die 5 fundamentalen Schritte heraus aus der Depression.
Quellen:
- Bundesgesundheitsministerium: Depression, die Volkskrankheit verstehen
- Multimorbidity and depression: A systematic review and meta-analysis.
- Stubbs B. et al. , Depression and physical health multimorbidity: primary data and country-wide meta-analysis of population data from 190 593 people across 43 low- and middle-income countries.